Nein, das ist nicht Long John Silver, der ehemalige Schiffskoch der Hispaniola, welcher sich auf seine alten Tage als schmieriges Köchlein in einer drittklassigen Spelunke verdingen muss.
Und nein, es ist auch nicht Popeye der Seemann, den der Strukturwandel in der Seefahrt kalt erwischt hat. Jener musste seinen Platz an Bord an asiatische Billiglohnkräfte abgeben. Da half auch kein Spinat. Dauerfreundin Olivia ist schon lange mit Bonzo auf und davon. Mittlerweile betreibt er eine kleine Imbissbude, aber seine Spinatbürger verkaufen sich schlecht, es reicht nicht mal mehr für sein geliebtes Pfeifchen.
Sondern es ist Paul Antoine Graff, Koch und Besitzer eines Hotels in Pourville am Ärmelkanal. Claude Monet wohnte 1882 während seines zweimonatigen Malaufenthalts bei ihm und seiner Frau, welche er ebenfalls porträtierte, was er eigentlich sehr selten tat. Bei Abreise schenkte er es Père Paul als Danke für seine Kochkünste.
Das Bild hängt in der Österreichischen Galerie Belvedere im Schloss Belvedere, Wien. Ich kannte es noch nicht und ging erst achtlos daran vorbei. Aber irgendwie hat es sich festgesetzt. nach ein paar Minuten kehrte ich um und sah es mir genauer an. Erst jetzt entdeckte ich, dass es Claude Monet gemalt hatte. Die comicartigen Züge des Bildes beflügelten meine Phantasie (s.o.).
Aber dazu sind Bilder ja auch da, als kleine Welten in die man entfliehen kann wenn es einem in der realen Welt zu bunt wird. Obwohl, momentan dominiert ja scheinbar nur eine Farbe.
Meinst du wirklich „Spinatbürger“ 🙂
Je länger ich darüber nachdenke – warum eigentlich nicht?
(Darum verkaufen sie sich so schlecht – jezzad wissma des…)
*lach*
Die Frau, die mit dem Bonzo lebt kenne ich, die heisst aber nicht Olivia – na vielleicht ein Pseudonym. Gerade hatte ich auch die Idee mit Spinatbürger (türkische Börek) ein 3. Leben zu beginnen – aber sonst fällt mir nur noch der grauhaarige Mitternachtsmann in Leominster, Massachusetts ein, der ab 22.00 Uhr kleine Bockwüste mit Sauerkraut – die Schlange der Wartenden war bestimmt 20 Meter lang.
Bestimmt ein Deckname, Popy hätte sich sonst schon längst wieder mit Bonzo gekloppt und Olivia kriegt dann immer so lange Arme.
Spinatbürger gehen momentan nicht so, aber mit der Alternative Wut- & Hutbürger kenne ich mich nicht aus, die sind für mich ungenießbar.
Lieber in die Schlange stellen, ob der auch Pretzels hatte?
nein, er machte allerhand Rituale und versenkte die Würste mit Kraut in Buns.
Rituale – immer gut und wichtig damit’s schmeckt.
Hinter dem Haar- und Bartgewusel, hinter der Berufsverkleidung welch ein witzig-schlaues und zugleich melancholisches Auge, so lebendig!
Verschmitzt fiel mir auf Anhieb ein. Dann auch die Melancholie, da hast du durchaus recht.
Dieses Bild hätte ich auch keineswegs mit Monet in Verbindung gebracht. Aber umso spannender ist es. Und ich denke mir: Das Ess- und Trinkgeld war in diesem Falle Gold wert!
Mit liebem Gruss,
Brigitte
Père Paul behielt das Bild bis zu seinem Tode, groß geschachert wurde ja damals noch nicht. Nach seinem Tod gelangte das Bild bald in den Besitz des Vorgängermuseums des Belvedere.
LG Erich
Liebe Grüße da lass
Ein gute Laune verbreitendes Fundstück!
Vielleicht hat Père Paul auch gerade Ratatouille entdeckt, als Monet ihn malte -:)))
Es erinnert mich auch an die Geschichte um Manets Spargelbild.
Lieber Gruß an Dich , Karin
Du meinst das, wo er noch einen Spargel extra gemalt hat. 🙂 Ja, es gibt soviele interessante Petitessen.
Ja, das meinte ich, ich wollte zuerst einen Link dazu setzen.
Lebenslieb schaut er drein!
Jo 🙂